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Kink-Shaming - Vanilla-Shaming

Fushicho • 20. Februar 2021

Ist Kinky sein, die neue Normalität?

„Not wanting to be choked doesn’t mean you’re boring“


Der Fokus, was in der sexuellen Orientierung als normal/abnormal ist verändert sich auf beunruhigende Art und Weise vom „kink-shaming“ hin zum „vanilla-Shaming“.


Viele Jahre sahen Menschen, die es als Lustgewinn empfinden, sich würgen, schlagen, anspucken oder erniedrigen zu lassen sich skeptischen, herablassenden Reaktionen ausgesetzt und galten als Freaks, abnormal und gestört. Die Grenze zwischen sexueller Offenheit und pathologischem Sexualverhalten verschwamm im allgemeingesellschaftlichen Diskurs und Menschen, die solche Vorlieben offen kund taten oder auslebten sahen sich zügig mit dem Vorwurf der krankhaften Sexualität konfrontiert. Dieses Herabwürdigen sexueller Vorlieben wird als Kink-Shaming bezeichnet.


Mittlerweile kehrt sich dieses Narrativ ins genaue Gegenteil um. Menschen, die heute sagen, sie seien Vanilla werden als abnormal tituliert. Mit Vanilla gemeint ist eine Sexualität ohne Elemente aus dem Bereich BDSM, oder ohne Fetische, also das was allgemein als Norm galt. Vanilla wird mittlerweile mit derselben beleidigenden Konnotation wie „frigide“ oder „Prüde“ verwendet. Heute erleben Menschen also Vanilla-Shaming.


Streift man - ohne repräsentative Absichten - durch beliebige Online-Dating-Apps fällt auf, dass der Beisatz „kinky“ oder „Life is too short to pretend you are not into some kink“ überraschend häufig auf Profilen anzutreffen ist. Jedes 5.Profil weist im Durchschnitt generalisiert dargestellt darauf hin, kinky Ambitionen zu haben. Es wirkt beinahe so hip, wie #openmind #vanlife #coffeeaddict. Als wäre eine sexuelle Orientierung, die kinky ist (Fetische / BDSM Elemente einfließen lässt) ein neuer Lifestyle Trend.


In einer aktuellen britischen Studie haben 38% der Frauen zwischen 18-39 Jahren schon erlebt, dass sie ohne ihre Zustimmung angespuckt, gewürgt oder geohrfeigt wurden.

Das ist gefährlich und lässt auf eine Verharmlosung solcher Praktiken im Diskurs der sexuellen Aufklärung schließen. Wenn wir davon ausgehen, dass Menschen ohne Vorsatz in bester Absicht handelten, haben sie also einfach vorausgesetzt, dass diese Frauen mit Sicherheit gut finden würden, so behandelt zu werden. Doch woran liegt das?


Junge Menschen erfahren in ihrer Sozialisierung durch Schule, Eltern und Freunde immer noch den selben Sexualkundeunterricht wie auch schon vor 10 Jahren, der lediglich das Ziel hat jungen Heranwachsenden zu erklären, wie Fortpflanzung, Verhütung und sexuelle Krankheiten funktionieren/ wie man sich schützen kann.

Eine ausführliche Diskussion über Pornografie, sexuelle Vielfalt, sexuelle Orientierung und vor allem (!) darüber, wie man seine sexuellen Wünsche kommunizieren kann und was Konsens ist findet nur in Einzelfällen besonders engagierter Schulen oder Elternhäuser statt.

Die gesamte sexuelle Aufklärung ist also rein funktional, bildet die Realität in der sich Jugendliche befinden jedoch nicht ab. Junge Menschen wachsen in einer hypersexualisierten Welt auf, in der der Zugriff auf pornografische Inhalte extrem leicht geworden ist und sexuelle Motive in Werbung, Sex-Accounts in sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok Normalität sind.


88% der am meisten angesehenen Pornoszenen enthalten physische Gewalt und Aggressionen der männlichen Protagonisten gegenüber den weiblichen. Die sexuelle Norm, die also in der Welt der Pornografie abgebildet wird ist, dass aggressives und übergriffiges Verhalten gegenüber Frauen normal ist. (Dr. Gail Dines, Präsident „Culture Reframed“ - einer Organisation, die die Effekte hypersexualisierter Medien auf Jugendliche untersucht)


Aber es ist viel zu kurz gegriffen, Pornografie nun dafür verantwortlich zu machen, dass Jugendliche mit dem Bild aufwachsen, gewaltsamer Sex sei die Norm. Die Schokolade als solche ist auch nicht Schuld daran, dass jeder dritte Mensch übergewichtig ist.

Hier besteht keine einseitige Kausalbezeihung, sondern ein multifaktorielles Problem, dessen Kernproblem vor allem in der mangelnden Bildung zum Umgang mit Pornografie liegt.


Es ist wichtig und zeitgemäß mit Jugendlichen in der Schule und im Elternhaus detailliert zu besprechen, was Pornografie abbildet und wie Pornografie funktioniert. Auf Basis dessen zu vermitteln, dass die dort gezeigten Samenergüsse nicht zwangsläufig echt sind, das Durchhaltevermögen der männlichen Darsteller einer Errektion zu halten medikamentös beeinflusst wird, Squirting sehr häufig aktives urinieren ist (nachdem mehrere Liter Wasser getrunken wurden).


Nur sehr wenig Pornografie zeigt auch die Gespräche mit/zwischen DarstellerINNEn in denen Konsens verhandelt wird. Hier möchte ich z.B. den Anbieter kink.com hervorheben, der als größter Produzent von Hardcore Fetisch und BDSM Pornos im Anschluss an die Filme stets erneut die DarstellerINNEn einblendet und der Zuschauer hört und sieht, dass sie sich wohlfühlen und es ihnen Spaß gemacht hat. Das reicht aber nicht. Es geht nicht darum, lediglich zu legitimieren, dass die Art und Weise des gezeigten Sex für die DarstellerINNEn spaßig war, es muss zwingend auch gezeigt werden, wie miteinander ausgehandelt wird welche Praktik auf welche Art und Weise okay ist und offen kommuniziert werden, dass PornodarstellerINNEN Profis in ihrer Profession sind (mit jahrelangem Training und einer Berufsroutine) und natürlich nicht jeder andere Mensch auf die selbe Art Sex praktizieren können muss.


Es gibt mittlerweile viele Bestrebungen zu vermitteln, dass die social media Realität keine Realität ist, um die häufig daraus resultierenden Probleme wie Essstörungen, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle vorzubeugen.

Das selbe Bestreben müssen wir auch im Bereich der Pornografie an den Tag legen. Sexualität ist ein Grundbedürfnis der Menschen und DAS zentrale Entwicklungs-, und Erprobungsfeld der Jugendlichen während der Pubertät. Ein Hauptbestreben vieler junger Menschen im Bilden ihrer sexuellen Identität ist, das Label "gut im Bett" und "Sexuelle attraktiv" zu erfüllen. Ihre Sexualität wird maßgeblich von den Darstellungen der Pornografie geprägt. Und es ist nicht die Pornografie, die sich verändern muss (auch - aber das ist ein anderer Diskurs), sondern es ist der gesellschaftliche Umgang mit Pornografie und die offene Diskussion der dort dargestellten Realität, die sich ändern müssen.


Nur durch einen offenen, transparenten und radikal ehrlichen Diskurs über Sexualität, Pornografie und sexuelle Realität können wir Menschen ermöglichen, sich über Kinks und Fetische zu informieren um überhaupt zu wissen, was sie da ausprobieren wollen und informiert einzuwilligen (informell consent), nehmen wir den Wettbewerbs-, und Leistungsgedanken aus dem Thema, indem Männer nicht mehr glauben aggressiv mit stundenlanger Errektion eine Frau überrumpeln zu müssen und Frauen nicht mehr glauben nur dann als begehrenswert angesehen zu werden, wenn sie „openminded“ sind und mitmachen. Und erst dann ermöglichen wir Menschen einen tatsächlich genuss-, und lustvollen Umgang mit ihrer Sexualität, wenn sie nämlich den Druck ablegen einer bestimmten Rolle entsprechend agieren zu müssen, um sexuell attraktiv zu sein.


Wir können Menschen nur dann beibringen, ihre sexuellen Bedürfnisse und Grenzen kennen und kommunizieren zu lernen, wenn wir Sex Education - sexuelle Bildung endlich enttabuisiert, modern und inhaltlich an die Realität angepasst auf den Lehrplan nach oben setzen.

VERWEISE:

The research, conducted by BBC Radio 5 Live and ComRes asked 2,002 women from across the UK, between the ages of 18 and 39, if they had ever experienced the acts during sex and if they had wanted their male partner to do so.

More than a third (38 per cent) had experienced these acts and said they were unwanted at least some of the time.


Daraus resultierend formierte sich "We can't consent to this" https://wecantconsenttothis.uk as a response to the increasing use of “rough sex” defences to the killing or violent injury of women and girls. There are at least 60 UK women killed and many more injured.


https://www.culturereframed.org An organization that claims itself as "We help parents and other adults build kids’ resilience to hypersexualized media and porn"


Nicht seriöser Journalismus (weil über Subkulturen idR nur von Submedien berichtet wird), der aber zeitgemäß auf das Problem innerhalb hipper Apps wie TikTok aufmerksam macht: https://i-d.vice.com/en_uk/article/88aey4/tiktok-vanilla-shaming-rough-sex-kinkshaming







von Victoria Fushicho 29. Mai 2024
Jörg und ich waren über Pfingsten zu Gast im Karada House in Berlin und Teilnehmende, bei dem dort stattgefundenen Semenawa Workshop, welcher von Naoko und ihren Modellen gehalten wurde. Das Karada House ist ein von mehreren Personen geführter queerer Ort für LGBTQIA+ Personen und anderen Menschen marginalisierter Gruppen. Sowohl Jörg als auch ich, verarbeiten dieses Wochenende noch immer, sowohl inhaltlich als auch emotional. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen und die durch das Wochenende angestoßenen Gedanken mit euch teilen. Dieser Eintrag widmet sich allein den Eindrücken, welche ich im Space von Karada House gemacht habe und weniger dem Workshop oder den Inhalten. Vor jedem Workshop den wir besuchen, verspüre ich immer eine Aufregung und auch eine Art Unsicherheit, bezüglich der Tage die auf mich zukommen, der Menschen welchen ich begegne und letztlich auch ob ich als Modell „gut durchhalte"- was auch immer gut durchhalten bedeutet. Dieses Mal war ich nicht weniger aufgeregt, doch meine Unsicherheiten waren nebst den bekannten auch andere; bin ich achtsam genug, bin ich überhaupt queer oder marginalisiert genug dort zu sein, was, wenn ich versehentlich Menschen falsch lese oder misgendere…ihr könnt es euch vorstellen, mein Stressball war auf Anschlag. Kleiner Einschub, ich habe eine Person misgendert, mich korrigiert und mich bei der Person entschuldigt- Fehler passieren- das ist nicht das Ende der Welt, unser Umgang in so einer Situation entscheidet allerdings ob sich die betroffene Person mit uns sicher fühlt oder nicht. Ich habe das Karada House als offenen, gemeinschaftlichen Ort erlebt, indem ich mich eingeladen fühlte einfach sein zu können und was ich mitzubringen hatte vollkommen ausreichend war. Ein Ort des Austausches, des Wohlwollens, weg von Konkurrenz und einer Instagram/ „wir fesseln nur für Fotos" Mentalität. Einen Ort an dem sich die Menschen nacheinander in den Pausen erkundigten. „Was ist dein Bedürfnis? Brauchst du was? Hast du genug gegessen/ getrunken? Möchtest du dich zurückziehen?“ Noch nie habe ich einen Space besucht, welcher so divers war, wie dieser- schön und auch schade zugleich. Das soll keine Lobhudelei darauf werden wie toll alles war, durchaus gab es Dinge, die ich persönlich anders machen würde, dennoch hat sich mein Aufenthalt sicher für mich angefühlt- ich war durchaus oft von den Eindrücken überfordert, aber ich habe mich sicher und für dieses Wochenende, als Teil einer Community gefühlt. Keinesfalls möchte ich andere Spaces oder Veranstaltungen herabsetzen, dennoch wirft dieses Wochenende in Berlin unweigerlich die Frage danach auf, was mir in anderen Spaces und Veranstaltungen gefehlt hat?! Welche Verantwortung haben wir als Veranstaltende, wenn es darum geht den organsierten Workshop und oder den Space sicherer zu machen? Wie werden Menschen einbezogen, eingeladen, angesprochen? Werden sie überhaupt inkludiert? Ein Space, ein Workshop oder eine Veranstaltung werden nicht sicherer, weil man sich ein Label aufgeklebt hat, Communities entstehen nicht einfach von alleine, weil Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft zusammenkommen und es fühlen sich auch nicht alle Menschen angesprochen weil auf einer Homepage die Floskel „hier sind alle willkommen* steht - dazu fällt mir ein Zitat ein, ich weiß leider nicht mehr von wem „werden Menschen nicht aktiv einbezogen, werden sie passiv ausgeschlossen...* Mir ist durchaus auch klar, dass Vielfalt etwas ist, welches sich natürlich entwickeln muss und die Diversität in Spaces hängt nicht selten von der jeweiligen Verortung ab. Doch, einen Space zu eröffnen, Workshops zu hosten, Veranstaltungen zu organisieren, ist ein wichtiger Anteil innerhalb der Szene, dem Macht und vor allem Verantwortung innewohnt. Wir bereiten die Basis dafür, dass sich Menschen bei uns wohl, geschützt und gesehen fühlen. Wir haben Einfluss darauf wer Zutritt erhält, wie mit Konflikten umgegangen wird und ob und wie Konsequenzen bei Missachtung oder Fehlverhalten resultieren. Und wir sollten mit gutem Beispiel voran gehen, einen Werte und Ethik Kompass zu etablieren, an dem sich andere orientieren können und den wir ungeachtet freundschaftlicher Beziehungen zu anderen innerhalb der Szene auch einhalten. Ich werde von den Eindrücken dieses Wochenendes noch eine Weile zehren, fand viel Bestätigung in unserer eigenen Art einen Space zu führen und konnte positive Dinge für uns mitnehmen. Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, dass Karada House einmal zu besuchen/ einen Workshop dort zu besuchen, TUT ES.
von Fushicho 15. Januar 2024
Basic Infos für alle Menschen, die mit dem Fesseln beginnen von Seilmaterialien über Verletzungspotentiale und Konsens Kultur.
von Lecia Fushicho 11. November 2023
Muganawa - Vollkommen präsent im Moment sein und ohne Ziel und ohne festes Bild fesseln
von Fushicho 27. Juni 2023
Keines dieses Tools ersetzt eine Beratung / Therapie. Es kann zu Anwendungsfehlern kommen, wenn die Übungen ohne professionelle Anleitung durchgeführt werden. https://sexualtherapie-beziehungstherapie.de/uebungen/ BodyScan / Orgastische Welle / Orgasmic Yoga https://www.sexmedpedia.com/sensate-focus-uebungen/ https://www.beziehungsdynamik.de/uebungen/sensate-focus/ Sensate Fokus Übung https://happylibido.org/sexualtherapie-uebungen/ Sexuelle Erregungskurve, Erregungsreise / Öffnung Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist https://www.avant-verlag.de/comics/der-ursprung-der-welt/ Come as you are https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1058704673 Liebe deine Vulva https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1053040431 Vulvina Malbuch https://www.amazon.de/Vulvina-Coloring-Book-Natacha-Colin/dp/3910590004 The Vulva Gallery https://www.thevulvagallery.com/webshop/vulvacat-variety Penis Malbuch https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1046486034 Slut-Shaming, Whorephobia, and the Unfinished Sexual Revolution https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1059557085 How To Be A Confident Hoe... Because slut shaming Is Over https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1047465118 Sakral Chakra Meditation zur Unterstützung im Auflösen von Blockaden https://femininevibe.podigee.io/b31-geleitete-meditation-sexuelle-blockaden-aufloesen Yoni und Lingam Massage (die Massage der Genitalien) z.B. in Form von "Handarbeitsabenden" die regelmäßig angeboten werden Check-In mit deinem Genital https://spuervertrauen.de/check-in-genital/ Übungen zur bewussten Körperwahrnehmung und zum In-Kontakt-Kommen mit deinem Genital https://spuervertrauen.de/gratis-uebung-meditation-sexualitaet/ Vaginismus https://de.wikipedia.org/wiki/Vaginismus Ganz viele tolle kurze Veröffentlichungen jenseits des binären Geschlechtersystems: https://www.transfabel.de/index.php?main_page=index&cPath=61_28
von Fushicho 27. Juni 2023
Zu alt, zu arm, zu queer, nicht queer genug – auch wenn Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Menschen unter sich sind, fühlen sich nicht alle gleichermaßen willkommen und respektiert. Victoria spricht in diesem Podcast über ihre Erfahrungen innerhalb der queren Community, über schwarz sein und Tokenism, über Pansexualität und Sexualisiert werden, über Polyamorie und Slut-Shaming. Über White Passing und darüber, dass Schwarz keine Farbe ist. Vor allem aber darüber, dass ALLE Menschen lernen sollten einander zuzuhören, in einen echten Dialog miteinander zu gehen, voneinander zu lernen, übereinander zu lernen und niemand jemals "perfekt anti-diskriminierend" sein wird.
von Fushicho 7. Februar 2023
Mit anderen Frauen Sex haben ist völlig okay, aber mit einem anderen Penis nicht? Warum das ziemlich unlogisch ist erklären wir dir hier im Beitrag zur One Penis Policy.
von Fushicho 7. Februar 2023
Was macht Sexualität aus und was macht Intimität aus? Oftmals wird in einer Beziehung vorausgesetzt, das klar ist wie der gemeinsame Sex oder die gemeinsame Intimität aussehen. Meistens lohnt es sich darüber zu sprechen!
von Fushicho 7. Februar 2023
Eifersucht in offener oder polyamorer Beziehung ist ganz normal. Sie ist ein Gefühl wie jedes andere auch und möchte dir etwas über deine Ängste und Bedürfnisse mitteilen.
von Fushicho / Sexualberatung 27. Januar 2022
Theoretisch haben wir alle in der Schule gelernt, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, welche das sind und wie man sich schützen kann. Ja. Theoretisch. Mehrheitlich waren diese Unterrichts-Situationen doch eher unangenehm, man war froh, wenn das Thema durch war und dachte sich: 1.) Wird mir schon nicht passieren ich bin ja informiert 2.) Wenn ich darauf achte Kondome zu nutzen, geht es schon gut 3.) Das betrifft ja nur Leute, die rumhuren Zu 1.: Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2016 die " Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen “ vorgestellt. Im Rahmen dieser Strategie wurde eine Umfrage zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD) unter knapp 5.000 Teilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren durchgeführt. Ein Teil dieser Studie beschäftigt sich mit der Bekanntheit verschiedener sexuell übertragbaren Infektionen. HIV/AIDS war mit Abstand die bekannteste STI (71 Prozent). Danach folgt mit knapp 40 Prozent Gonorrhö (auch Tripper genannt) und mit gut 30 Prozent Syphilis. Etwa jedem zehnten Deutschen sind Chlamydien, Genitalherpes und Hepatitis B als Geschlechtskrankheiten geläufig. Seltener wurden Genitalwarzen, Filzläuse und Trichomonaden genannt. Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den häufigsten Geschlechtskrankheiten Deutschlands: Chlamydien Trichomonas vaginalis Gonokokken /Gonorrhö (Tripper) Sowohl Chalmydien, als auch die Trichomonaden sind nur mindestens jedem zehnten Deutschen geläufig. Das ist ein Missverhältnis zwischen Häufigkeit und Bekanntheit. Zu 2.: Kondome schützen sicherlich vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings können die Erreger auch über den Mund und die Hände übertragen werden, wenn diese Kontakt mit Genitalien haben. Der Blowjob gehört zu den zweit-beliebtesten Sexualpraktiken, wird aber nur in sehr seltenen Fällen mit einem Kondom praktiziert. Dass es für Oralsex an der Frau auch "Kondome" gibt, sogenannte Lecktücher (alternativ funktionieren auch aufgeschnittene Gummihandschuhe/ Frischhaltefolie) ist nur wenigen bekannt. Sich alleinig auf das Verwenden von Kondomen bei penetrativem Sex zu verlassen ist also keine gute Idee. Zu 3.: Das ist eine extrem Vorurteils-Behaftete Vorstellung. Geschlechtskrankheiten haben nichts damit zu tun "rumzuhuren" und dieser Begriff assoziiert, dass Huren (SexarbeiterINNEN, Prostituierte) grundsätzlich "schmutzig" und mit einem Risiko sich zu infizieren versehen wären. Das ist ein Stigma. Und es entspricht keiner Realität. Jeder Mensch, der Sex hat, kann sich auch mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizieren. Punkt. That's it. Genauso, wie jeder Mensch eine Magen-Darm-Grippe, oder eine Erkältung bekommen kann. Viren/Bakterien machen uns krank. Und in der Regel ist das ganze behandelbar. Wir sollten also dringend normalisieren, dass sexuell übertragbare Krankheiten weder selten, noch schmutzig, noch Zeichen von "Rumhurerei" sind.
von Fushicho / Paarberatung 23. Januar 2022
Ein häufiges Thema in meinen Beratungen ist, dass Paare berichten die verschiedenen Ebenen, die sie miteinander teilen, also zum Beispiel Eltern sein, Liebende sein, Sexualpartner sein nicht zufriedenstellend leben können. Oft dominiert vor allem eine funktionale Ebene und andere sinnlichere Ebenen geraten in den Hintergrund, es entsteht ein Mangelgefühl und eventuell auch Frustration. Letztere vor allem dann häufig, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr so präsent ist. Besonders eine BDSM-Ebene geht im Beziehungsalltag schnell unter. Irgendwie erscheint nie der richtige Zeitpunkt oder Kontext, um jetzt in die Rollen des Dominanten/ Submissiven zu schlüpfen. Hier empfehle ich Paaren oft, Rituale zu schaffen, die ihnen ermöglichen ihr individuelles Machtverhältnis zu spüren und erleben. Sei es das Anlegen eines Schmuckstückes, das Anleinen zur Nacht, die Servier-Reihenfolge beim Abendessen, ein Kaffee der gebracht wird, ein Knien Abends vor dem zu Bett gehen, und viel mehr was möglich wäre. Solche Rituale lassen sich i.d.R. in den Alltag einbauen und schaffen so Raum sich auch Abseits einer funktionalen Rolle zu erfahren. Hilfreich kann außerdem sein, zunächst einmal im Rahmen der Beratung auseinander zu dividieren, welche unterschiedlichen Rollen jeder jeweils überhaupt inne hat, was diese Rollen ausmacht und - im nächsten Schritt aber auch: Wie malt sich der Rolleninhaber diese Rolle aus, welche Rollenerwartungen werden aber auch an ihn gestellt. 

Dieser Abgleich von eigener Rollenvorstellung und den Rollenerwartungen des Partners führt meistens zu einem besseren Verständnis zwischen den Paaren und einer Erkenntnis, woher Konflikt-, und Streit-Dynamiken rühren. Im Anschluss daran lassen sich sowohl Wünsche und Bedürfnisse der Partner, als auch passende Situationen für die jeweiligen Rollen formulieren.
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