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Floorties & Naka Style - Ein Widerspruch?

Fushicho • 23. Oktober 2020

(Fotos von Docvale, Isabelle Hanikamu, Wildties und aus dem eigenen Archiv)

Dem Naka-inspirierten Fesselstil wird häufig vorgeworfen, einfallslos zu sein in der Hinsicht, als dass alle Bilder immer gleich aussehen würden. Man hätte sich schnell satt gesehen, würde die immer gleichen Posen sehen. Das stimmt insofern, als dass eine Menge Bilder Kopien von Kopien von Kopien von Posen sind.

Das ist aber nicht nur im Naka-inspirierten Fesselstil der Fall. Da Suspensions in Naka-Style meist nur aus wenigen Suspension-Lines bestehen und in der Regel physisch eher taff sind, haben nur wenige Mut und Expertise bekannte und als funktionierend erprobte Posen abzuändern. Wenn die gesamte Suspension aus nur zwei tragenden Lines besteht, ist ein Verändern der Körper-Position sehr trickreich, wenn man weiterhin eine zumindest auf diese zwei Punkte gleichmäßig verteilte Last gewährleisten möchte.

Das ist der Grund, warum fast alle Suspensions sehr ähnlich aussehen (S-Shape, Vertikale, M-Shape). Dabei sind die nun schon erwähnten Shapes zwar ein wichtiges ästhetisches Stilmittel, sie setzen sich aber gar nicht aus dogmatischen Pattern (-abläufen) und Vorgaben zusammen. Akira Naka selbst sagte auf seinem Workshop, dass es keine festen Suspension-Abläufe gibt die nur so und niemals anders sein dürften. Hier besteht ein Unterschied zu anderen Fesselstilen in denen einige Fesseltechniken – vor allem Suspensions – als Kata, also streng vorgegebener Ablauf gelehrt werden. Im Naka-Style gibt es diese Vorgaben nicht. Der Grund, dass man viele Suspensions auf die immer gleiche Art sieht, liegt in eben benannter Ursache. Dass man viel Expertise, Routine in den Basics und Mut braucht um Abwandlungen vorzunehmen. Die Shapes, die für den Naka-Style typisch sind, sind durch die grundsätzliche ästhetische Prägung des Stils entstanden: Weibliche Formen betonen, Eleganz, Minimalismus, Gefühlsausdruck vor Seil im Vordergrund, Dramatik. Es ist „einfach“ eine Sicht auf die Dinge, eine präferierte Optik, eine Art künstlerischer Ausdruck von vielen.

Dabei gibt es deshalb auch nicht DEN klassischen Naka-Stil (außer wohl so, wie Akira Naka selbst fesselt). Es gibt eine große Menge Gemeinsamkeiten all jener die sich dieser Stilrichtung verschrieben haben, aber es gibt auch große Unterschiede, die man nicht zuletzt daran festmachen kann, dass es je nach Lehrer mindestens 5 verschiedene anerkannte Versionen des Naka-Gote gibt. Schaut man sich die Internetprofile von zB Hanikamu, Tamandua, Namor_Kinbaku, Hangknot, Docvale, Wildties, Peter Soptik, DirtyVonP, Discover Kinbaku und vielen vielen anderen an, stellt man schnell fest, dass jeder von ihnen eigene Vorlieben und „Spleens“ entwickelt hat und Dinge verändert.


Dem Naka-inspirierten Fesselstil wird zudem häufig angelastet, Suspension-lastig zu sein. Auch hier ist ein Quäntchen Wahrheit dran, aber man muss den Kontext sehen. Da es im Naka-Style unter anderem darum geht, jemanden Stückchen für Stückchen an den Rand der Klippe zu bringen, an diesem Klippenrand zu tanzen, jemanden physisch herauszufordern um „wahre“ Gefühle nach außen sichtbar zu machen, absolute Hingabe und Kontrollabgabe zu erzeugen wird sich häufig Suspensions bedient. Diese sind immer Teil einer Gesamt-Session, bestehend aus sich aufbauendem und wieder abbauenden Spannungsbogen. Es sind also immer auch Boden-, und Teilsuspensionelemente enthalten. Die Praktizierenden reduzieren es nur häufig selbst auf das trainieren und verbessern der Suspensions (wie in jedem Fesselstil – es ist immer das gleiche) und verlieren dadurch den Blick für die Möglichkeiten drum herum.

Alle bekannten Lehrer, die den Nake-Style weitergeben - unterrichten auch Floorties und sogar gezielte Floorties-Workshops. Vor allem Docvale aus Pais (Atelier Simonet) hat viele neue Ansätze geprägt. Der sogenannte „Fucked-Up-Gyaku-Ebi“ ist dabei übriegens eine der härtesten Fesselungen, die Lecia erlebt hat und das alles ganz ohne Suspension.

Docvale betonte, dass er Wert darauflegt, die Floorties-Positionen ohne Gote zu gestalten, denn sonst würde man im Prinzip das gleiche wie in einer Suspenion machen nur eben ohne den letzten Rest upzuliften. Das sei sinnfrei. Diese Logik fanden wir eingänglich und richtig, außerdem erscheint es interessant in einem Stil in dem der Gote scheinbar ein Must-Have ist (noch ein Vorurteil gegenüber Naka-Style), andere Optionen auszuprobieren.

Wir hatten in letzter Zeit aus didaktischen Gründen (um Modellen den Einstieg in Suspensions zu erleichtern) selbst angefangen klassische Naka-Suspensions zum einen zunächst auf Partial-Suspensions in niedriger Höhe runter zu brechen, zum anderen diese mit Gote-Alternativen zu fesseln. Dabei konnten wir für uns bereits feststellen, dass wir damit den „Originalen“ keinen Abbruch getan hatten, sondern sich viele neue emotionale und ästhetische Möglichkeiten auftaten.


Fesselt man Naka-Style ohne Gote und Floor-based, werden die Positionen nicht unbedingt komfortabler, Memo: auch am Boden können Nervenschäden entstehen und zwar auch ohne Gote. Die gängigen Checks und Sicherheitsprinzipien müssen dennoch eingehalten werden und die Fesselung nicht bagatellisiert werden.

Ein großer Vorteil der Bodenarbeit: Man hat (wie auch in jedem anderen Stil) mehr Möglichkeiten sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Aktion-Reaktion, Intimität, Gefühl, Nähe und Distanz, Enge, Festigkeit, Rope-Volume.

Wir möchten daran erinnern, die hier vorgestellten Ideen, nicht als stringente Kata-artige Fesseldogmen aufzufassen, die man nur so und niemals anders fesseln dürfte. Bitte konsumiert diese Übungen nicht als festes Schema. Es sind keine festgelegten Positionen die nur in der innerhalb des Workshops besprochenen Ausführung richtig wären. Experimentieren ist ausdrücklich erlaubt, dennoch gilt wie immer, dass zunächst die vorgestellte Übung sauber und folgerichtig umgesetzt werden sollte, bevor man eigenständig weiterbaut.

Manch eine neue „Trend-Suspension“, die man dann plötzlich inflationär auf z.B. Fetlife sieht entstand durch spielerische Experimente am Boden, die dann in einer Suspension umgesetzt wurden. So hat Docvale auch immer wieder betont, dass auch die Bodenfesselungen alle so konstruiert sein sollten, dass sie theoretisch auch einer Suspension standhalten würden. Zum einen weil man nie weiß wo die Session endet, zum anderen weil man sich meistens der gleichen Pattern bedient, die man auch in der Luft nutzt und nicht schlampig werden sollte im Fesseln, bloß weil es am Boden ist.

Last but not least: Semenawa heißt nicht Torture auf Teufel kommt raus. Ein kleines Kind kann dir schon mit Seil weh tun, dafür braucht niemand Shibari lernen. Semenawa heißt Vertrauen, heißt Kontrolle und heißt Führung. Sind diese drei Säulen gegeben kann man gemeinsam immer weiter gehen, intensiver werden, auch bewusst (!) Schmerz und Diskomfort auslösen.


von Victoria Fushicho 29. Mai 2024
Jörg und ich waren über Pfingsten zu Gast im Karada House in Berlin und Teilnehmende, bei dem dort stattgefundenen Semenawa Workshop, welcher von Naoko und ihren Modellen gehalten wurde. Das Karada House ist ein von mehreren Personen geführter queerer Ort für LGBTQIA+ Personen und anderen Menschen marginalisierter Gruppen. Sowohl Jörg als auch ich, verarbeiten dieses Wochenende noch immer, sowohl inhaltlich als auch emotional. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen und die durch das Wochenende angestoßenen Gedanken mit euch teilen. Dieser Eintrag widmet sich allein den Eindrücken, welche ich im Space von Karada House gemacht habe und weniger dem Workshop oder den Inhalten. Vor jedem Workshop den wir besuchen, verspüre ich immer eine Aufregung und auch eine Art Unsicherheit, bezüglich der Tage die auf mich zukommen, der Menschen welchen ich begegne und letztlich auch ob ich als Modell „gut durchhalte"- was auch immer gut durchhalten bedeutet. Dieses Mal war ich nicht weniger aufgeregt, doch meine Unsicherheiten waren nebst den bekannten auch andere; bin ich achtsam genug, bin ich überhaupt queer oder marginalisiert genug dort zu sein, was, wenn ich versehentlich Menschen falsch lese oder misgendere…ihr könnt es euch vorstellen, mein Stressball war auf Anschlag. Kleiner Einschub, ich habe eine Person misgendert, mich korrigiert und mich bei der Person entschuldigt- Fehler passieren- das ist nicht das Ende der Welt, unser Umgang in so einer Situation entscheidet allerdings ob sich die betroffene Person mit uns sicher fühlt oder nicht. Ich habe das Karada House als offenen, gemeinschaftlichen Ort erlebt, indem ich mich eingeladen fühlte einfach sein zu können und was ich mitzubringen hatte vollkommen ausreichend war. Ein Ort des Austausches, des Wohlwollens, weg von Konkurrenz und einer Instagram/ „wir fesseln nur für Fotos" Mentalität. Einen Ort an dem sich die Menschen nacheinander in den Pausen erkundigten. „Was ist dein Bedürfnis? Brauchst du was? Hast du genug gegessen/ getrunken? Möchtest du dich zurückziehen?“ Noch nie habe ich einen Space besucht, welcher so divers war, wie dieser- schön und auch schade zugleich. Das soll keine Lobhudelei darauf werden wie toll alles war, durchaus gab es Dinge, die ich persönlich anders machen würde, dennoch hat sich mein Aufenthalt sicher für mich angefühlt- ich war durchaus oft von den Eindrücken überfordert, aber ich habe mich sicher und für dieses Wochenende, als Teil einer Community gefühlt. Keinesfalls möchte ich andere Spaces oder Veranstaltungen herabsetzen, dennoch wirft dieses Wochenende in Berlin unweigerlich die Frage danach auf, was mir in anderen Spaces und Veranstaltungen gefehlt hat?! Welche Verantwortung haben wir als Veranstaltende, wenn es darum geht den organsierten Workshop und oder den Space sicherer zu machen? Wie werden Menschen einbezogen, eingeladen, angesprochen? Werden sie überhaupt inkludiert? Ein Space, ein Workshop oder eine Veranstaltung werden nicht sicherer, weil man sich ein Label aufgeklebt hat, Communities entstehen nicht einfach von alleine, weil Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft zusammenkommen und es fühlen sich auch nicht alle Menschen angesprochen weil auf einer Homepage die Floskel „hier sind alle willkommen* steht - dazu fällt mir ein Zitat ein, ich weiß leider nicht mehr von wem „werden Menschen nicht aktiv einbezogen, werden sie passiv ausgeschlossen...* Mir ist durchaus auch klar, dass Vielfalt etwas ist, welches sich natürlich entwickeln muss und die Diversität in Spaces hängt nicht selten von der jeweiligen Verortung ab. Doch, einen Space zu eröffnen, Workshops zu hosten, Veranstaltungen zu organisieren, ist ein wichtiger Anteil innerhalb der Szene, dem Macht und vor allem Verantwortung innewohnt. Wir bereiten die Basis dafür, dass sich Menschen bei uns wohl, geschützt und gesehen fühlen. Wir haben Einfluss darauf wer Zutritt erhält, wie mit Konflikten umgegangen wird und ob und wie Konsequenzen bei Missachtung oder Fehlverhalten resultieren. Und wir sollten mit gutem Beispiel voran gehen, einen Werte und Ethik Kompass zu etablieren, an dem sich andere orientieren können und den wir ungeachtet freundschaftlicher Beziehungen zu anderen innerhalb der Szene auch einhalten. Ich werde von den Eindrücken dieses Wochenendes noch eine Weile zehren, fand viel Bestätigung in unserer eigenen Art einen Space zu führen und konnte positive Dinge für uns mitnehmen. Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, dass Karada House einmal zu besuchen/ einen Workshop dort zu besuchen, TUT ES.
von Fushicho 15. Januar 2024
Basic Infos für alle Menschen, die mit dem Fesseln beginnen von Seilmaterialien über Verletzungspotentiale und Konsens Kultur.
von Lecia Fushicho 11. November 2023
Muganawa - Vollkommen präsent im Moment sein und ohne Ziel und ohne festes Bild fesseln
von Fushicho 27. Juni 2023
Keines dieses Tools ersetzt eine Beratung / Therapie. Es kann zu Anwendungsfehlern kommen, wenn die Übungen ohne professionelle Anleitung durchgeführt werden. https://sexualtherapie-beziehungstherapie.de/uebungen/ BodyScan / Orgastische Welle / Orgasmic Yoga https://www.sexmedpedia.com/sensate-focus-uebungen/ https://www.beziehungsdynamik.de/uebungen/sensate-focus/ Sensate Fokus Übung https://happylibido.org/sexualtherapie-uebungen/ Sexuelle Erregungskurve, Erregungsreise / Öffnung Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist https://www.avant-verlag.de/comics/der-ursprung-der-welt/ Come as you are https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1058704673 Liebe deine Vulva https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1053040431 Vulvina Malbuch https://www.amazon.de/Vulvina-Coloring-Book-Natacha-Colin/dp/3910590004 The Vulva Gallery https://www.thevulvagallery.com/webshop/vulvacat-variety Penis Malbuch https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1046486034 Slut-Shaming, Whorephobia, and the Unfinished Sexual Revolution https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1059557085 How To Be A Confident Hoe... Because slut shaming Is Over https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1047465118 Sakral Chakra Meditation zur Unterstützung im Auflösen von Blockaden https://femininevibe.podigee.io/b31-geleitete-meditation-sexuelle-blockaden-aufloesen Yoni und Lingam Massage (die Massage der Genitalien) z.B. in Form von "Handarbeitsabenden" die regelmäßig angeboten werden Check-In mit deinem Genital https://spuervertrauen.de/check-in-genital/ Übungen zur bewussten Körperwahrnehmung und zum In-Kontakt-Kommen mit deinem Genital https://spuervertrauen.de/gratis-uebung-meditation-sexualitaet/ Vaginismus https://de.wikipedia.org/wiki/Vaginismus Ganz viele tolle kurze Veröffentlichungen jenseits des binären Geschlechtersystems: https://www.transfabel.de/index.php?main_page=index&cPath=61_28
von Fushicho 27. Juni 2023
Zu alt, zu arm, zu queer, nicht queer genug – auch wenn Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Menschen unter sich sind, fühlen sich nicht alle gleichermaßen willkommen und respektiert. Victoria spricht in diesem Podcast über ihre Erfahrungen innerhalb der queren Community, über schwarz sein und Tokenism, über Pansexualität und Sexualisiert werden, über Polyamorie und Slut-Shaming. Über White Passing und darüber, dass Schwarz keine Farbe ist. Vor allem aber darüber, dass ALLE Menschen lernen sollten einander zuzuhören, in einen echten Dialog miteinander zu gehen, voneinander zu lernen, übereinander zu lernen und niemand jemals "perfekt anti-diskriminierend" sein wird.
von Fushicho 7. Februar 2023
Mit anderen Frauen Sex haben ist völlig okay, aber mit einem anderen Penis nicht? Warum das ziemlich unlogisch ist erklären wir dir hier im Beitrag zur One Penis Policy.
von Fushicho 7. Februar 2023
Was macht Sexualität aus und was macht Intimität aus? Oftmals wird in einer Beziehung vorausgesetzt, das klar ist wie der gemeinsame Sex oder die gemeinsame Intimität aussehen. Meistens lohnt es sich darüber zu sprechen!
von Fushicho 7. Februar 2023
Eifersucht in offener oder polyamorer Beziehung ist ganz normal. Sie ist ein Gefühl wie jedes andere auch und möchte dir etwas über deine Ängste und Bedürfnisse mitteilen.
von Fushicho / Sexualberatung 27. Januar 2022
Theoretisch haben wir alle in der Schule gelernt, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, welche das sind und wie man sich schützen kann. Ja. Theoretisch. Mehrheitlich waren diese Unterrichts-Situationen doch eher unangenehm, man war froh, wenn das Thema durch war und dachte sich: 1.) Wird mir schon nicht passieren ich bin ja informiert 2.) Wenn ich darauf achte Kondome zu nutzen, geht es schon gut 3.) Das betrifft ja nur Leute, die rumhuren Zu 1.: Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2016 die " Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen “ vorgestellt. Im Rahmen dieser Strategie wurde eine Umfrage zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD) unter knapp 5.000 Teilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren durchgeführt. Ein Teil dieser Studie beschäftigt sich mit der Bekanntheit verschiedener sexuell übertragbaren Infektionen. HIV/AIDS war mit Abstand die bekannteste STI (71 Prozent). Danach folgt mit knapp 40 Prozent Gonorrhö (auch Tripper genannt) und mit gut 30 Prozent Syphilis. Etwa jedem zehnten Deutschen sind Chlamydien, Genitalherpes und Hepatitis B als Geschlechtskrankheiten geläufig. Seltener wurden Genitalwarzen, Filzläuse und Trichomonaden genannt. Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den häufigsten Geschlechtskrankheiten Deutschlands: Chlamydien Trichomonas vaginalis Gonokokken /Gonorrhö (Tripper) Sowohl Chalmydien, als auch die Trichomonaden sind nur mindestens jedem zehnten Deutschen geläufig. Das ist ein Missverhältnis zwischen Häufigkeit und Bekanntheit. Zu 2.: Kondome schützen sicherlich vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings können die Erreger auch über den Mund und die Hände übertragen werden, wenn diese Kontakt mit Genitalien haben. Der Blowjob gehört zu den zweit-beliebtesten Sexualpraktiken, wird aber nur in sehr seltenen Fällen mit einem Kondom praktiziert. Dass es für Oralsex an der Frau auch "Kondome" gibt, sogenannte Lecktücher (alternativ funktionieren auch aufgeschnittene Gummihandschuhe/ Frischhaltefolie) ist nur wenigen bekannt. Sich alleinig auf das Verwenden von Kondomen bei penetrativem Sex zu verlassen ist also keine gute Idee. Zu 3.: Das ist eine extrem Vorurteils-Behaftete Vorstellung. Geschlechtskrankheiten haben nichts damit zu tun "rumzuhuren" und dieser Begriff assoziiert, dass Huren (SexarbeiterINNEN, Prostituierte) grundsätzlich "schmutzig" und mit einem Risiko sich zu infizieren versehen wären. Das ist ein Stigma. Und es entspricht keiner Realität. Jeder Mensch, der Sex hat, kann sich auch mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizieren. Punkt. That's it. Genauso, wie jeder Mensch eine Magen-Darm-Grippe, oder eine Erkältung bekommen kann. Viren/Bakterien machen uns krank. Und in der Regel ist das ganze behandelbar. Wir sollten also dringend normalisieren, dass sexuell übertragbare Krankheiten weder selten, noch schmutzig, noch Zeichen von "Rumhurerei" sind.
von Fushicho / Paarberatung 23. Januar 2022
Ein häufiges Thema in meinen Beratungen ist, dass Paare berichten die verschiedenen Ebenen, die sie miteinander teilen, also zum Beispiel Eltern sein, Liebende sein, Sexualpartner sein nicht zufriedenstellend leben können. Oft dominiert vor allem eine funktionale Ebene und andere sinnlichere Ebenen geraten in den Hintergrund, es entsteht ein Mangelgefühl und eventuell auch Frustration. Letztere vor allem dann häufig, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr so präsent ist. Besonders eine BDSM-Ebene geht im Beziehungsalltag schnell unter. Irgendwie erscheint nie der richtige Zeitpunkt oder Kontext, um jetzt in die Rollen des Dominanten/ Submissiven zu schlüpfen. Hier empfehle ich Paaren oft, Rituale zu schaffen, die ihnen ermöglichen ihr individuelles Machtverhältnis zu spüren und erleben. Sei es das Anlegen eines Schmuckstückes, das Anleinen zur Nacht, die Servier-Reihenfolge beim Abendessen, ein Kaffee der gebracht wird, ein Knien Abends vor dem zu Bett gehen, und viel mehr was möglich wäre. Solche Rituale lassen sich i.d.R. in den Alltag einbauen und schaffen so Raum sich auch Abseits einer funktionalen Rolle zu erfahren. Hilfreich kann außerdem sein, zunächst einmal im Rahmen der Beratung auseinander zu dividieren, welche unterschiedlichen Rollen jeder jeweils überhaupt inne hat, was diese Rollen ausmacht und - im nächsten Schritt aber auch: Wie malt sich der Rolleninhaber diese Rolle aus, welche Rollenerwartungen werden aber auch an ihn gestellt. 

Dieser Abgleich von eigener Rollenvorstellung und den Rollenerwartungen des Partners führt meistens zu einem besseren Verständnis zwischen den Paaren und einer Erkenntnis, woher Konflikt-, und Streit-Dynamiken rühren. Im Anschluss daran lassen sich sowohl Wünsche und Bedürfnisse der Partner, als auch passende Situationen für die jeweiligen Rollen formulieren.
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