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TK - unterschätztes Pattern

Fushicho • Feb. 11, 2019

Fragenkatalog, um sich mit dem eigenen Wissen zur TK auseinanderzusetzen

Zunächst vorab: Wir verwenden hier die Begriffe TK/Gote synonym, obwohl wir wissen, dass es einen definitorischen Unterschied zwischen Takate Kote und Gote gibt.
Wir verwenden sie hier synonym, weil für unsere Ausgangsbetrachtung zunächst einmal irrelevant ist, ob es sich bei der verwendeten Fesselung um eine TK oder Gote handelt, ebenfalls ist zunächst irrelevant um welchen Fessel-Stil es sich handelt.

Wir machen in unserer Lehrtätigkeit häufig die Erfahrung, dass manche Fesseltechniken (Pattern) von Schülern in ihrem Lernaufwand unterschätzt werden. Auch dann, wenn man mehrfach darauf hinweist, dass es erforderlich ist viel zu üben. Vor allem TK/Gote und hier besonders die scheinbar 'simple' Form der TK2 (Eigenname für eine Version die lediglich aus Ober-, und Untebrrustlage besteht).
Viele Menschen denken, dass es keine große Kunst sein kann, zwei Wicklungen um den Oberkörper zu legen und eine davon mit Sicherungen abzufangen.
Die Wahrheit sieht anders aus, nämlich dass man TK/Gote lebenslang studieren und verbessern kann. Dass es für jede Suspension eine andere TK/Gote gibt die besonders geeignet ist, dass man jede TK/Gote an das Model individuell anpassen muss (minimum in Bezug auf Placement und Tension). Nicht nur, dass auch alle Großmeister und Profis ihre TK/Gote ständig adaptieren, es werden auch immer neue Figuren und Suspensions erfunden, die jedes Mal neue Anforderungen an TK/Gote mitbringen.

Es ist keine Geldmacherei, wenn Lehrer sagen, dass man TK/Gote als Schüler intensiv, lange und ausdauernd konsequent studieren sollte. Und insbesondere dieses Pattern kann man keinesfalls mit Büchern oder Videos lernen, beide können nur ergänzend zur Wiederholung von Unterrichtsinhalten die man bei einem Lehrer lernte dienen.
Man kann TK/Gote auch nicht auf einem Fesseltreffen mal eben gezeigt bekommen oder in einem 2 Stunden Crash-Kurs vor einem Event lernen. Und bitte bitte kann man schon gar nicht, direkt nachdem man dann TK/Gote kann in die ersten Suspensions starten, denn man kann überhaupt noch nicht einschätzen, wie und wo die TK/Gote in welche Lage wie stark belastet wird, man hat keine Routine.

Es ist ein aufrichtiger ehrlicher Hinweis, mit dem wir es gut mit euch meinen, wenn wir sagen: Hier empfiehlt sich wirklich ein Lehrer und wirklich ein andauernder Lernprozess. Und hier geht es nicht darum zwingend Perfektion zu erlangen oder eine perfekte Kopie einer Schulen-Vorgabe zu fesseln. Nein - jeder hat andere Intentionen und Vorbilder, wir wollen Dogmen mal außen vor lassen, aber in einem sind sich alle einig: SICHER sollte das sein, was man da fesselt. Und sicher kann es nur sein, wenn man es von ggrundauf verstanden und durchdrungen hat. Wenn man es nicht nur so fesselt weil X es einem so gezeigt hat, sondern, weil man verstanden hat, warum! Und wann was wieso erforderlich ist.

Wir haben ein paar Fragen / Aspekte zusammengestellt, die jeder von euch der sich als erfahren bezeichnet, jeder der regelmäßig Suspension macht und auch jeder der TK/Gote bereits routiniert fesselt beantworten können sollte. Könnt ihr die nachfolgenden Fragen für euch beantworten habt ihr in jedem Fall ein sehr sicheres Wissen zu eurem Pattern TK/Gote. Ob eure Antworten richtig sind, weiß man natürlich noch nicht.
Diese Fragen dienen hier nicht als Test, es gibt auch ein Auswertung-Schema, sie sollen nur der Anregung dienen, dass man nochmal in sich geht, sich zu fragen, warum fessel ich das eigentlich so und nicht anders, wo braucht es welche Seile, wann und warum, usw..

• Wie bewegst du die Schultern in eine gute Ausgangslage und die Arme ergonomisch auf den Rücken? Nach welchen Kriterien entscheidest du ob du eine Low Hands, High hands oder Boxtie Armhaltung wählst? Welchen Einfluss hat die gewählte Armhaltung auf den Körper (je nach Suspension/ Belastung auf der TK/Gote)?
• Warum ist es wichtig, dass die Oberarme parallel zum Torso liegen und die Ellenbogen nicht vom Körper weg / nach außen abstehen?
• Warum lassen wir die Schulterblätter frei und fesseln vorne unterhalb der Achselfalte?
• Wo ist der Unterschied einer Stamm-TK und Stammlosen TK/Gote und welchen Einfluss hat dieses Wissen darauf, wo du deine Suspension-Line festmacht?
• Macht es einen physikalischen Unterschied in der Belastung der TK ob die Lagen auf dem Rücken V-förmig liegen oder gerade horizontal über den Rücken laufen?
• Warum gibt es einen physikalischen Unterschied in der Torso Belastung, je nachdem ob die Oberbrustlage horizontal um den Körper läuft oder auf der Körperfront oberhalb der Brust leicht bogenförmig läuft?
• Wann und warum lässt du die oberen Cinches besser weg? Kennst du alternative Möglichkeiten mit Extra-Seil die Oberbrustlage zu sichern? Wogegen sicherst du sie ab?
• Warum kannst du die unteren Cinches eigentlich niemals weglassen? Welchen trick gibt es (bei manchen TK/Gote) den Cinch so zu setzen, dass Last auf die Unterbrust kommt, aber nicht auf die Arme?
• Warum ist es für viele Menschen wichtig, dass Ober-, und Unterbrustlage direkt untereinander auf dem Oberarm platziert werden und warum ist es in jedem Fall idiotisch zu sagen dass 2,3,4,X Finger Platz zwischen Ober-, und Unterbrustlage liegen MÜSSEN?
• Welche Art von TK/Gote brauchst du für welche angestrebte Suspension? Welche Optionen für dritte Seile kannst du dann verwenden, die für einen Mehr-Komfort sorgen? Welche dritten Seile können gefährlich werden und wann? (man denke an halsnahe Seile).
• Warum haben Oberbrust-, und Unterbrustlage verschiedene Seilspannungen?
• Wieso kann man sich den Bizeps-Sehnenansatz in schlechten TK/Gote so schnell verletzen/entzünden mit der Folge von langandauernden Schulterschmerzen, die bis in den Arm runter ziehen und wie kann man das prophylaktisch vermeiden?
• Kennen du und dein Model den Unterschied zwischen Blutstau und Symptomen eines Nervenschaden? Kennt ihr Handfunktionstest? Wie ist eure Risikobereitschaft? Wann unterbrecht ihr oder hört sicherheitshalber auf weiter zu fesseln?
• Wo liegt dein schnellster Sicherheits-Ausstieg aus der TK/Gote? Wo beginnst du anzufesseln in einer Notfallsituation? Wie lange benötigst du circa zum abfesseln?

Und neben diesem Fragenkatalog, wollen wir euch auch ein paar Informationen an die Hand geben:

Was ist eine TK?
Ein Eigenname der sich für Fesselungen etabliert hat bei dem die Hände auf dem Rücken gefesselt werden und Traglagen über Arme und Brustkorb geführt werden. Je nachdem wie viele Seile verwendet werden, kann von TK1, 2 oder 3 gesprochen werden. Diese Begriffe sind gängig (vor allem TK2 und TK3) theoretisch kann man aber auch von TK6 sprechen und damit zum Ausdruck bringen, 6 Seile verwendet zu haben.
Man kann auch anders differenzieren und sagen: TK2 ist eine Fesselung die aus Ober-, und Unterbrustlage besteht. TK3 besteht aus mehr Seil noch dazu (Schultergurte, Taillenseil, verstärkte Traglagen). Dabei könnten dann für eine TK2 auch 4 Seile verwendet werden (je nach Körperform).
Ursprünglich steht TK für Takate Kote, das ist japanisch und wurde lange mit "kleine Hand hoch" übersetzt. Da die meisten TK Fesselungen aber in einer Boxtie-Armhaltung gefesselt wurden/werden statt hoch, gab es dann Menschen die lieber zwischen den Begriffen TK und Gote differenzieren wollten.
Schlussendlich ist das jetzt nicht relevant, lasst uns eine lange Geschichte grob halten, sonst wird dieser Thread zu lang: Meistens ist, wenn von TK die Rede ist also eine Oberkörperfesselung bestehend aus auf dem Rücken gefesselten Armen und Traglagen gemeint.

Welche TK ist gut?
Darauf kann man nur eine Antwort geben: Das ist davon abhängig mit wem und in welchem Kontext du sie nutzen möchtest.
Je nach Partner funktioniert eine Version einer TK besser als eine andere. Und je nach Kontext (Suspension [welche], Floorwork [was] oder Hashira oder oder oder) gibt es jeweils unterschiedliche Empfehlungen welche TK nun geeignet wäre, oder ob die TK überhaupt die beste Idee ist (es gibt ja unzählige Alternativen).

Wann kann ich eine TK?
Vermutlich niemals perfekt, denn jeder (!) auch die großen Meisterschüler und Groß-Meister verändern und verbessern kontinuierlich technische Aspekte. Es ist auch die Frage was für dich selber das Ziel ist und inwieweit du Perfektion für dich definierst oder erreichen willst.

Um abzukürzen: Dann wenn du eine TK an deinem Partner individuell angepasst sicher, flüssig und in angemessener Geschwindigkeit fesseln kannst.
Der Fokus liegt auf: Individuell angepasst. Denn Seilspannung und Platzierung der Seillagen müssen an jeden Partner individuell angepasst werden.
Auch die präferierte Handhaltung (Boxtie, High oder Low Hands) variiert nicht nur von Person zu Person, sondern auch je nachdem was ich mit der Fesselung Weiterfesseln möchte.
Wenn du weißt wie du eine TK je nach Suspension ggf. unterschiedlich technisch aufbaust um die Belastung, den Support oder Komfort zu verringern/erhöhen, wenn du weißt, wie sich die TK je nachdem welche Tsui-Befestigung du wählst verhält dann hast du ziemliches Fachwissen.

Gibt es eine Universal-TK?
Nein.
Es gibt so viele TK-Versionen, weil sie alle für bestimmte Zwecke konstruiert worden sind. Es gibt für jede Suspension am Ende besser und schlechter geeignetere TKs. Es kann Menschen geben die in jeder Situation mit ein und der gleichen TK gut klar kommen, und Menschen denen das nicht so ergeht. Grundsätzlich gibt es nicht die eine TK mit der man den Rest seines Lebens ALLES universell fesseln kann.

Ist High Hands gefährlicher?
Nein.
Das kann man so pauschal nicht sagen.
Zunächst: High Hands bedeutet NICHT, dass die Hände zwischen den Schulterblättern sitzen müssen. Leicht über das Niveau einer Boxtie hinaus gekreuzt ist völlig ausreichend. Es geht primär um das GEKREUZT sein. Dies ermöglich Scher-Effekte innerhalb der TK. Zwingt man ein Model entgegen der physischen Konstitution und Flexibilität in diese Haltung kann dies selbstverständlich mit Gesundheitsschäden einhergehen. Das ist aber gesunder Menschenverstand oder?
Fast jeder Mensch kann eine High Hands Haltung einnehmen (Vorerkrankungen und Operationen am Schulter- Arm Apparat mal außen vor gelassen). Wichtig ist dafür das richtige Body-Handling. Die Arme werden in einer Dreh-Klapp-Drück-Bwegung auf den Rücken geführt. Diese Vorgehensweise entspricht der natürlichen Glenksbewegung und ist daher ein ergonomisches und damit schonendes Vorgehen.

Ist eine TK gefährlich?
Ja.
Jede Fesselung ist potentiell gefährlich.
Die TK ist besonders deshalb gefährlich weil sie ein massiv unterschätztes Pattern ist, das in seiner optischen Beschaffenheit einfach nachzufesseln anmutet.
Deshalb- und weil viele Anfänger denken, dass aus ihnen nur was wird, wenn sie eine TK können, bringen sich viele Menschen auf Fesseltreffen oder autodidaktisch eine TK bei. Die Krüx liegt hier aber darin, dass kein Lehrer kontrolliert wie Body-Movemen, Armposition, Seilspannung und -platzierung sind.
Viele Menschen fesseln unergonomisch TKs. Viele Menschen haben ein schlechtes Placement (zu hoch auf dem Schultergelenkskopf z.B.). All das führt dazu dass Modelle über Schmerzen innerhalb oder nach einer TK klagen können. Wiederholt man häufig so eine falsche Version von TK, kann dies zu körperlichen Einschränkungen beim Model führen.

Wir klären in unserem Ropebottoming Artikel über körperliche Risiken und Nebenwirkungen auf.

Muss eine TK weh tun?
Wenn das nicht das explizite und gemeinsam angesprochene Ziel der Fesselung ist: NEIN.
Wenn du in einer TK Schmerzen hast, weil du Zug/Dehnung auf der Muskulatur, an Sehnen spürst, zu viel Druck auf den Armen oder sonst was: Teil dich mit, gib Feedback und fordere eine Veränderung ein.

Wer gescheit fesselt bekommt keine Fallhand!
Naja.
Wir sagen immer: Die Frage ist nicht, ob man eine Fallhand bekommt, sondern WANN. Jeder Mensch der fesselt, ist dem Risiko eines Nervenschaden ausgesetzt. Und früher oder später erlebt den beinahe jeder Mal. Egal wie umsichtig und aufmerksam und ordentlich man vorgegangen ist.
Gute Technik, gute Kommunikation, gutes Modelfeedback und achtsames Vorgehen sind natürlich trotzdem eine gute Prophylaxe.

Gibt es TK Alternativen?
Ja zig! Wir haben uns auf die Fahne geschrieben für jeden Menschen egal welcher Größe, Gewicht, Flexibilität, Vorerkrankungen usw eine Lösung zu finden, sowohl in Form von TK als auch Alternative (wir haben z.B. einen Workshop "Bigger Bodies" zu dem Thema gehalten), daher kann ich euch wirklich aus Erfahrung sagen: Es gibt hundert Alternativen.

Aber:
a) garantieren sie keinen 100%igen Schutz vor Nervenschäden (denn die den Arm versorgenden Nerven beginnen nicht erst am Oberarm zu wachsen sondern durchlaufen auch Achsel und Schulter und Nacken und können auch da von Seilen getroffen werden wie sie z.B. in Chest Harnessen häufig genutzt werden). Das Risiko wird geringer ausfallen, aber ist nicht ausgemerzt.
b) führen sie in Form von Chest Harnessen zu einer höheren Belastung auf den Brustkorb innerhalb von Suspensions, denn die ganze Last liegt nun auf dem Brustkorb. Das kann unproblematisch sein oder sogar geil, aber man muss es einfach wissen und beachten.

Die Eier legende Wollmilchsau für Menschen, die weder Last auf den Armen noch auf dem Brustkorb wollen heißt: Keine Oberkörperfesselung Sondern z.B. Hip-Harnesse, Beinfesselungen o.ä.

Unsere persönliche Empfehlung
Eine TK ist ein komplexes Pattern, das potentiell viele körperliche Schäden verursachen kann. Eine TK sollte mit einem Lehrer gelernt und studiert werden. Wenn du bisher zu Hause mit Büchern, Freunden oder Tutorials TK fesselst und keine Probleme hast und glücklich mit dem status quo bist ist das total ok.
Möchtest du irgendwann weiter gehen und es tauchen vielleicht Probleme auf und du suchst DANN einen Lehrer, ist es viel mehr Arbeit die falsch antrainierten Fehler wieder umzuschulen, als von Beginn an das richtige zu lernen und wiederholen. Dabei bezieht sich die Wertung "richtig" nicht auf einzelne Schulen oder Stilrichtungen, sondern schlicht auf richtige Technik, Tension, Placement für DEINE Zwecke und DEINEN Verwendungskontext.


von Victoria Fushicho 29 Mai, 2024
Jörg und ich waren über Pfingsten zu Gast im Karada House in Berlin und Teilnehmende, bei dem dort stattgefundenen Semenawa Workshop, welcher von Naoko und ihren Modellen gehalten wurde. Das Karada House ist ein von mehreren Personen geführter queerer Ort für LGBTQIA+ Personen und anderen Menschen marginalisierter Gruppen. Sowohl Jörg als auch ich, verarbeiten dieses Wochenende noch immer, sowohl inhaltlich als auch emotional. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen und die durch das Wochenende angestoßenen Gedanken mit euch teilen. Dieser Eintrag widmet sich allein den Eindrücken, welche ich im Space von Karada House gemacht habe und weniger dem Workshop oder den Inhalten. Vor jedem Workshop den wir besuchen, verspüre ich immer eine Aufregung und auch eine Art Unsicherheit, bezüglich der Tage die auf mich zukommen, der Menschen welchen ich begegne und letztlich auch ob ich als Modell „gut durchhalte"- was auch immer gut durchhalten bedeutet. Dieses Mal war ich nicht weniger aufgeregt, doch meine Unsicherheiten waren nebst den bekannten auch andere; bin ich achtsam genug, bin ich überhaupt queer oder marginalisiert genug dort zu sein, was, wenn ich versehentlich Menschen falsch lese oder misgendere…ihr könnt es euch vorstellen, mein Stressball war auf Anschlag. Kleiner Einschub, ich habe eine Person misgendert, mich korrigiert und mich bei der Person entschuldigt- Fehler passieren- das ist nicht das Ende der Welt, unser Umgang in so einer Situation entscheidet allerdings ob sich die betroffene Person mit uns sicher fühlt oder nicht. Ich habe das Karada House als offenen, gemeinschaftlichen Ort erlebt, indem ich mich eingeladen fühlte einfach sein zu können und was ich mitzubringen hatte vollkommen ausreichend war. Ein Ort des Austausches, des Wohlwollens, weg von Konkurrenz und einer Instagram/ „wir fesseln nur für Fotos" Mentalität. Einen Ort an dem sich die Menschen nacheinander in den Pausen erkundigten. „Was ist dein Bedürfnis? Brauchst du was? Hast du genug gegessen/ getrunken? Möchtest du dich zurückziehen?“ Noch nie habe ich einen Space besucht, welcher so divers war, wie dieser- schön und auch schade zugleich. Das soll keine Lobhudelei darauf werden wie toll alles war, durchaus gab es Dinge, die ich persönlich anders machen würde, dennoch hat sich mein Aufenthalt sicher für mich angefühlt- ich war durchaus oft von den Eindrücken überfordert, aber ich habe mich sicher und für dieses Wochenende, als Teil einer Community gefühlt. Keinesfalls möchte ich andere Spaces oder Veranstaltungen herabsetzen, dennoch wirft dieses Wochenende in Berlin unweigerlich die Frage danach auf, was mir in anderen Spaces und Veranstaltungen gefehlt hat?! Welche Verantwortung haben wir als Veranstaltende, wenn es darum geht den organsierten Workshop und oder den Space sicherer zu machen? Wie werden Menschen einbezogen, eingeladen, angesprochen? Werden sie überhaupt inkludiert? Ein Space, ein Workshop oder eine Veranstaltung werden nicht sicherer, weil man sich ein Label aufgeklebt hat, Communities entstehen nicht einfach von alleine, weil Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft zusammenkommen und es fühlen sich auch nicht alle Menschen angesprochen weil auf einer Homepage die Floskel „hier sind alle willkommen* steht - dazu fällt mir ein Zitat ein, ich weiß leider nicht mehr von wem „werden Menschen nicht aktiv einbezogen, werden sie passiv ausgeschlossen...* Mir ist durchaus auch klar, dass Vielfalt etwas ist, welches sich natürlich entwickeln muss und die Diversität in Spaces hängt nicht selten von der jeweiligen Verortung ab. Doch, einen Space zu eröffnen, Workshops zu hosten, Veranstaltungen zu organisieren, ist ein wichtiger Anteil innerhalb der Szene, dem Macht und vor allem Verantwortung innewohnt. Wir bereiten die Basis dafür, dass sich Menschen bei uns wohl, geschützt und gesehen fühlen. Wir haben Einfluss darauf wer Zutritt erhält, wie mit Konflikten umgegangen wird und ob und wie Konsequenzen bei Missachtung oder Fehlverhalten resultieren. Und wir sollten mit gutem Beispiel voran gehen, einen Werte und Ethik Kompass zu etablieren, an dem sich andere orientieren können und den wir ungeachtet freundschaftlicher Beziehungen zu anderen innerhalb der Szene auch einhalten. Ich werde von den Eindrücken dieses Wochenendes noch eine Weile zehren, fand viel Bestätigung in unserer eigenen Art einen Space zu führen und konnte positive Dinge für uns mitnehmen. Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, dass Karada House einmal zu besuchen/ einen Workshop dort zu besuchen, TUT ES.
von Fushicho 15 Jan., 2024
Basic Infos für alle Menschen, die mit dem Fesseln beginnen von Seilmaterialien über Verletzungspotentiale und Konsens Kultur.
von Lecia Fushicho 11 Nov., 2023
Muganawa - Vollkommen präsent im Moment sein und ohne Ziel und ohne festes Bild fesseln
von Fushicho 27 Juni, 2023
Zu alt, zu arm, zu queer, nicht queer genug – auch wenn Lesben, Schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Menschen unter sich sind, fühlen sich nicht alle gleichermaßen willkommen und respektiert. Victoria spricht in diesem Podcast über ihre Erfahrungen innerhalb der queren Community, über schwarz sein und Tokenism, über Pansexualität und Sexualisiert werden, über Polyamorie und Slut-Shaming. Über White Passing und darüber, dass Schwarz keine Farbe ist. Vor allem aber darüber, dass ALLE Menschen lernen sollten einander zuzuhören, in einen echten Dialog miteinander zu gehen, voneinander zu lernen, übereinander zu lernen und niemand jemals "perfekt anti-diskriminierend" sein wird.
von Fushicho 07 Feb., 2023
Mit anderen Frauen Sex haben ist völlig okay, aber mit einem anderen Penis nicht? Warum das ziemlich unlogisch ist erklären wir dir hier im Beitrag zur One Penis Policy.
von Fushicho 07 Feb., 2023
Was macht Sexualität aus und was macht Intimität aus? Oftmals wird in einer Beziehung vorausgesetzt, das klar ist wie der gemeinsame Sex oder die gemeinsame Intimität aussehen. Meistens lohnt es sich darüber zu sprechen!
von Fushicho 07 Feb., 2023
Eifersucht in offener oder polyamorer Beziehung ist ganz normal. Sie ist ein Gefühl wie jedes andere auch und möchte dir etwas über deine Ängste und Bedürfnisse mitteilen.
von Fushicho / Sexualberatung 27 Jan., 2022
Theoretisch haben wir alle in der Schule gelernt, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt, welche das sind und wie man sich schützen kann. Ja. Theoretisch. Mehrheitlich waren diese Unterrichts-Situationen doch eher unangenehm, man war froh, wenn das Thema durch war und dachte sich: 1.) Wird mir schon nicht passieren ich bin ja informiert 2.) Wenn ich darauf achte Kondome zu nutzen, geht es schon gut 3.) Das betrifft ja nur Leute, die rumhuren Zu 1.: Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2016 die " Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen “ vorgestellt. Im Rahmen dieser Strategie wurde eine Umfrage zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD) unter knapp 5.000 Teilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren durchgeführt. Ein Teil dieser Studie beschäftigt sich mit der Bekanntheit verschiedener sexuell übertragbaren Infektionen. HIV/AIDS war mit Abstand die bekannteste STI (71 Prozent). Danach folgt mit knapp 40 Prozent Gonorrhö (auch Tripper genannt) und mit gut 30 Prozent Syphilis. Etwa jedem zehnten Deutschen sind Chlamydien, Genitalherpes und Hepatitis B als Geschlechtskrankheiten geläufig. Seltener wurden Genitalwarzen, Filzläuse und Trichomonaden genannt. Vergleichen wir diese Ergebnisse mit den häufigsten Geschlechtskrankheiten Deutschlands: Chlamydien Trichomonas vaginalis Gonokokken /Gonorrhö (Tripper) Sowohl Chalmydien, als auch die Trichomonaden sind nur mindestens jedem zehnten Deutschen geläufig. Das ist ein Missverhältnis zwischen Häufigkeit und Bekanntheit. Zu 2.: Kondome schützen sicherlich vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Allerdings können die Erreger auch über den Mund und die Hände übertragen werden, wenn diese Kontakt mit Genitalien haben. Der Blowjob gehört zu den zweit-beliebtesten Sexualpraktiken, wird aber nur in sehr seltenen Fällen mit einem Kondom praktiziert. Dass es für Oralsex an der Frau auch "Kondome" gibt, sogenannte Lecktücher (alternativ funktionieren auch aufgeschnittene Gummihandschuhe/ Frischhaltefolie) ist nur wenigen bekannt. Sich alleinig auf das Verwenden von Kondomen bei penetrativem Sex zu verlassen ist also keine gute Idee. Zu 3.: Das ist eine extrem Vorurteils-Behaftete Vorstellung. Geschlechtskrankheiten haben nichts damit zu tun "rumzuhuren" und dieser Begriff assoziiert, dass Huren (SexarbeiterINNEN, Prostituierte) grundsätzlich "schmutzig" und mit einem Risiko sich zu infizieren versehen wären. Das ist ein Stigma. Und es entspricht keiner Realität. Jeder Mensch, der Sex hat, kann sich auch mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizieren. Punkt. That's it. Genauso, wie jeder Mensch eine Magen-Darm-Grippe, oder eine Erkältung bekommen kann. Viren/Bakterien machen uns krank. Und in der Regel ist das ganze behandelbar. Wir sollten also dringend normalisieren, dass sexuell übertragbare Krankheiten weder selten, noch schmutzig, noch Zeichen von "Rumhurerei" sind.
von Fushicho / Paarberatung 23 Jan., 2022
Ein häufiges Thema in meinen Beratungen ist, dass Paare berichten die verschiedenen Ebenen, die sie miteinander teilen, also zum Beispiel Eltern sein, Liebende sein, Sexualpartner sein nicht zufriedenstellend leben können. Oft dominiert vor allem eine funktionale Ebene und andere sinnlichere Ebenen geraten in den Hintergrund, es entsteht ein Mangelgefühl und eventuell auch Frustration. Letztere vor allem dann häufig, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr so präsent ist. Besonders eine BDSM-Ebene geht im Beziehungsalltag schnell unter. Irgendwie erscheint nie der richtige Zeitpunkt oder Kontext, um jetzt in die Rollen des Dominanten/ Submissiven zu schlüpfen. Hier empfehle ich Paaren oft, Rituale zu schaffen, die ihnen ermöglichen ihr individuelles Machtverhältnis zu spüren und erleben. Sei es das Anlegen eines Schmuckstückes, das Anleinen zur Nacht, die Servier-Reihenfolge beim Abendessen, ein Kaffee der gebracht wird, ein Knien Abends vor dem zu Bett gehen, und viel mehr was möglich wäre. Solche Rituale lassen sich i.d.R. in den Alltag einbauen und schaffen so Raum sich auch Abseits einer funktionalen Rolle zu erfahren. Hilfreich kann außerdem sein, zunächst einmal im Rahmen der Beratung auseinander zu dividieren, welche unterschiedlichen Rollen jeder jeweils überhaupt inne hat, was diese Rollen ausmacht und - im nächsten Schritt aber auch: Wie malt sich der Rolleninhaber diese Rolle aus, welche Rollenerwartungen werden aber auch an ihn gestellt. 

Dieser Abgleich von eigener Rollenvorstellung und den Rollenerwartungen des Partners führt meistens zu einem besseren Verständnis zwischen den Paaren und einer Erkenntnis, woher Konflikt-, und Streit-Dynamiken rühren. Im Anschluss daran lassen sich sowohl Wünsche und Bedürfnisse der Partner, als auch passende Situationen für die jeweiligen Rollen formulieren.
von Fushicho 19 Okt., 2021
Seit über 10 Jahren bin ich in der Welt des BDSM aktiv und habe die unterschiedlichsten Facetten dieser schillernden Welt bewundert, bestaunt, betrachtet und für mich entschieden, was ich davon toll oder persönlich nicht so toll finde. Und seit ein paar Jahren nutze ich dieses Wissen auch in meiner Arbeit, sei es als Fessel-Lehrerin oder als Sexual Coach. Ich finde es persönlich sehr wichtig, als Coach in diesem Bereich nicht nur theoretisches Wissen zu haben, sondern auch Selbsterfahrung. Und wenn ich eine Sache sicher weiß, dann dass man nie auslernt, denn Sexualität verändert sich - im Lauf des Lebens, des Alterns, abhängig von Partnern und Lebensumständen. Als ich mich entschied mit meinem Partner am Workshop "Feuer" von Kristina Marlen teilzunehmen, wusste ich nur zwei Dinge: 1.) Kristina Marlen ist eine von mir vielfach bewunderte Frau und allein deshalb wird sich lohnen von ihr zu lernen 2.) Es würde mein erstes Mal in der Rolle der Teilnehmerin werden und ich war ziemlich nervös Und dann gab es auch noch eine dritte Ebene, die aber vor allem eine rein hypothetische Meta-Ebene war, nämlich die, wie mein Partner und ich wohl in der Semi-Öffentlichkeit funktionieren würden. Immerhin ist es ein ziemlich großer Unterschied, privat zu Hause in die Welt des BDSM einzutauchen, oder vor anderen - bis dato fremden - Menschen miteinander in ein intensives Spiel zu gehen. Oder sogar mit anderen? Und was wäre, wenn ich meinen Partner, den ich bisher als sehr souverän und authentisch empfand plötzlich als unsicher erlebe? Klar, das ist menschlich, aber würden wir auch damit umgehen können innerhalb unseres D/s Verhältnis und während wir gerade in einer komplett neuen Situation sind, die uns potentiell beide verunsichert? Und ist es eigentlich sinnvoll in einer so frischen Beziehung an einem Workshop teilzunehmen? Ich habe beschlossen, all diese Überlegungen für einen Ausflug in den Wald zu schicken und stattdessen einfach offen und frei für jede Erfahrung zu sein die zu mir kommt, denn wenn sie eines immer sicher tun, dann dich selbst weiterbringen. Gerade in der Wahrnehmung der inneren Widerstände, Grenzen und dem Gefühl des Unbehagen liegt sehr viel Kraft zu wachsen, sich selbst besser zu erkennen und sich zu entwickeln. Und so betrat ich Samstag Morgen den Raum und wurde direkt in eine Situation geworfen, die mich vor wenigen Jahren noch in Bedrängnis gebracht hätte. Tanzen am Morgen - einfach so - mit völlig Fremden - Jetzt - auf Knopfdruck. Und alle machten das auch ganz frei und fröhlich, während ich innerlich dachte "Bitte nicht, ich möchte mich setzen, meinen Tee trinken und in meiner Beobachter-Rolle fühle ich mich eigentlich sehr wohl". Ich bin nicht zum mitmachen gezwungen worden, aber die Selbstverständlichkeit und Fröhlichkeit aller Tanzenden hat mich einfach mitgerissen. Aus Tanzen wurde auf dem Boden kriechen, sich fangen, übereinander kriechen, nebeneinander, ein ganzer Haufen kriechender Menschen. Fremder Menschen! ABER ich war auch plötzlich ganz körperlich präsent. Hatte gar nicht mehr das Bedürfnis nach einer Beobachter-Rolle, sondern wurde souverän damit körperlich präsent zu sein, mich körperlich zu zeigen, auszudrücken, ganz ohne Kopf und das war eine ziemlich gute Erfahrung die mich denken ließ "Wow, das ist klug, direkt zu Beginn des Workshops mit allen Unsicherheiten brechen und die Teilnehmer mitreißen in die Körperlichkeit und die Aktivität zu gehen, damit das keine lahme Gruppe wird wo jeder erstmal nur guckt aber nichts macht". Ich muss an dieser Stelle aber auch ergänzen, dass es sich allein deshalb lohnen könnte, das Tanzen mitzumachen, weil Kristina Marlen ganz sicher die Königin des Körper-Ausdrucks ist und ich bereits vor JAHREN, als ich sie das erste Mal auf einer EURIX (European Rigger Exchange - Festival in Berlin) wahrnahm beeindruckt und ein bisschen angeturnt war, wie gut sie sich bewegt und wie sehr ihr Körper spricht, ganze große Geschichten werden da erzählt. Im weiteres Tagesverlauf beschäftigten wir uns mit Grenzen, vor allem damit, dass Grenzen nicht nur etwas mit Nein-Sagen zu tun haben, sondern vor allem auch mit Ja-Sagen! Es reicht nicht aus, bloß zu wissen was man alles nicht will, es ist ebenso wichtig enthusiastisch sagen zu können, was man ganz unbedingt will. Diese Übung habe ich am meisten gemocht, denn es ist ein allgemeines Problem, dass nicht nur Stellenwert in der Sexualität hat, dass Menschen sehr oft nicht wissen, was sie wirklich wollen, was ihre Herzen begehren, wozu sie im Leben AKTIV Ja sagen wollen. Die Übung war wichtig, um Grenzbewusstsein und Achtsamkeit im Umgang damit bei allen Teilnehmern nochmal zu schärfen, gleichwohl die Gruppe von Beginn an sehr achtsam auftrat. In einer anderen Übung lernten wir unsere Hände als vielfältige Schlaginstrumente kennen und da war ich persönlich überrascht auf wie viele Arten ich Schlagwerkzeuge mit meinen Händen imitieren kann. Der Tag endete mit einem - bewusst sportlich gehaltenen - Zirkeltraining, mehreren Stationen mit thematisch sortierten BDSM-Elementen (Flogging / Caning / Wachs / Fixierung) die man zu zweit ausprobieren konnte, um für sich rauszufinden, was einem Lust bereitet und was nicht. Für diese Übung wurde sehr viel Zeit eingeräumt, was ich sehr angenehm fand. Wo mein Partner und Ich am Vormittag die Chance genutzt hatten uns auch mit anderen Menschen auszuprobieren (denn wir waren das einzige Paar, dass mit bestehender D/s Konstellation in den Workshop kam) und diese Chance auch sehr genossen haben, denn man lernt mehr, wenn man aus Mustern ausbricht und neue Dinge mit unbekannten Menschen vorsichtig und langsam ausprobiert, haben wir das Zirkeltraining gemeinsam gemacht. Denn es sollte uns in unserer Beziehung Aufschluss darüber geben, was wir miteinander intensiver ausprobieren wollen. UND ich persönlich hätte mir gar nicht vorstellen können in eine - teilweise mit Schmerz verbundene - Intensität mit anderen Menschen zu gehen, in mir wäre es nur zu Abwehrreaktion gekommen, was einerseits daran liegt, dass ich nicht masochistisch bin (der Schmerz selber löst in mir keine Lust aus - nie / einzig und allein dass ich das FÜR jemanden aushalten möchte/muss, dass jemand mich dazu zwingt, usw. bereiten mir Lust) und andererseits daran, dass ich - wie ganz viele Menschen - auch traumatische Anteile in mir habe, die es mir schwer machen, in eine solche körperliche Intensität mit Fremden zu gehen. Das war aber völlig unproblematisch, dass wir dort dann als Paar interagiert haben und für uns super aufschlussreich im Labor-Modus zig Spielzeuge auszuprobieren und zu bewerten. Kristina Marlen und ihr* Partner* waren die ganze Zeit über präsent, in ruhiger, zulassender, Raum gebender Art und Weise. Jederzeit ansprechbar, aber nie aufdrängend. In den Demonstrationen - die wirklich schwierig für Workshopleiter sind, denn ad hoc mit seinem Partner in eine intime Situation switchen und währenddessen einem Kurs auch noch etwas erklären, ohne die Aufsichts-, und Fürsorgepflicht gegenüber dem Partner zu vernachlässigen ist schwer - waren beide so wunderbar echt, nahbar, witzig und das tat gut, denn BDSM muss wirklich nicht so ernst sein, es ist auch nur eine Facette der Sexualität, bei der man lachen und Spaß haben darf. Die Stimmung im Raum war leicht, annehmend, frei, sexpositiv, neugierig, geschwängert von "Ah's" und "Oh's" und fiependen und stöhnenden Lauten. Ein ganz wunderbarer Raum! Mein Abend setzte sich intensiv fort, denn der Tag war so anregend, dass mein Partner und Ich zwar müde und körperlich erschöpft waren, aber dennoch nicht davon abgehalten werden konnten, noch eine sehr intensive Session miteinander zu teilen. Tag zwei begann erneut mit Tanzen und aufwärmen (ich hatte mich nun schon damit angefreundet, ein schneller Prozess :-) ) um sich dann den Techniken des Floggings zu widmen. In unterschiedliche Teil-Übungen aufgedröselt bekam jeder Teilnehmer die Möglichkeit sich an beiden Enden des Floggers zu erleben. Ein theoretischer Vortrag zu Pain-Processing und sich daran anschließende Mikro-Übungen zur körperlichen Erfahrung vervollständigten die Toolbox um dann nach der Mittagspause gerüstet zu sein, für eine "richtige" Session. Alle Workshop-Teilnehmer zogen sich sexy Klamotten an (wobei ich kritisch anmerken müsste, dass die Männer da sehr viel Luft nach oben hatten, diese blieben nämlich mehrheitlich im Sport-Outfit *zwinker*) und richteten sich Session-Plätze ein mit ihren Wunsch-Tools, die sie verstärkt ausprobieren und einsetzen wollten. Der dominante Part, war jetzt in völliger Service-Rolle, es sollte nicht darum gehen, dass der dominante Part seine Fantasien durchsetzt, sondern den empfangenen Part damit beschenkt, dessen Fantasien zu bedienen. Der Raum füllte sich wieder mit Wärme, Stöhnen, den Geräuschen der Peitschen und Paddle und ich selber driftete mit meinem Partner in eine sehr tiefe, sehr ergreifende Session, in der wir vor allem lernten, dass wir auch komplizierte Flugmanöver, kurzentschlossenes Umlenken bei Gefahr des Flugzeugabsturzes, Steilstart und Segelfliegen beherrschen. Ich belasse es an dieser Stelle metaphorisch, aber es war eine gute Erfahrung zu spüren: Wir vertrauen einander so sehr, dass wir hier ganz öffentlich miteinander in eine Edgeplay-Session gehen, wir können Unsicherheiten gemeinsam aushalten, wir können beide auch innerhalb einer Session für uns selber einstehen und uns mitteilen (das war für mich neu, dass ich auch völlig weg gespacet kurz auftauchen und mich klar artikulieren kann, was ich brauche oder wo mein Problem liegt, um dann wieder abzutauchen) und wir wollen das vor allem beide ganz aus unseren Herzen heraus, ganz aus uns selbst heraus motiviert. Ich bin - beyond words - dankbar für diese tolle Erfahrung. Kristina Marlen wird jetzt auf noch viel mehr Arten und Weisen von mir bewundert, gleichzeitig habe ich aber auch auf Augenhöhe sehen können, wie ähnlich unsere Ziele und Visionen oft sind, war dankbar als halbe Kollegin trotzdem ganz privat in diesem Kurs sein zu dürfen (und nein, das ist leider nicht selbstverständlich, dass es unter Kollegen ohne Umstände möglich ist in deren Didaktiken und Ansätze reinzuhören/ reinzuprobieren). Ich habe - und das war mir aber vorher aufgrund meiner eigenen Expertise klar - persönlich nichts Neues über BDSM Tools und Plays gelernt (sehr wohl aber Einzelheiten, wie den Einsatz der Hände als Schlagwerkzeug), aber ich habe sehr viel Neues über mich, meine Wünsche im Play mit meinem jetzigen Partner, meine Möglichkeiten und Grenzen gelernt und vor allem habe ich gelernt, dass ich im Verlauf der letzten Jahre sehr bei mir selbst und meiner Sexualität angekommen bin und sehr gut für mich einstehen und sorgen kann. Eine wertvolle Spiegelung die ich mitnehmen darf. Obwohl ich also nicht die primäre Zielgruppe dieses Workshops war, war er sehr bereichernd für mich. DANKE! An Kristina Marlen, Partner*, ihr Team, die Workshop-Teilnehmer, meinen Partner und auch an mich selbst. Mehr zu Kristina Marlen: https://www.marlen.me (Das Bild stammt auch von ihrer Homepage)
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