




Es liegt nahe, das world wide web zu nutzen, um schnell, praktisch zu Hause und idealerweise sogar kostenlos an Informationen zu Fesseltechniken zu kommen.
Daran ist auch zunächst einmal nichts verwerflich. Es gibt ein paar gute Video-Tutorials (u.a. den Kanal Shibari Study von Gorgone, den Vimeo-Kanal von Yukinaga Max) aber es gibt mindestens dreimal so viele richtig schlechte Video-Tutorials. Schlecht bemisst sich hier nicht an persönlichem Gefallen, oder eigenen stilistischen Präferenzen, sondern schlecht im Sinne von schlecht gezeigt, ohne passende Kontextinformationen, ohne Anwendungsinformationen, ohne Informationen zu Risiken und Nebenwirkungen.
Die Zielgruppe dieser Videos sind meistens blutige Anfänger. Und gerade für die sind Video-Tutorials in den allermeisten Fällen ein Fluch. Denn das wichtigste auf dem Lernweg im Shibari sind die Basics. Und wenn man sich gerade die, nicht hands-on mit einem Lehrer, sondern über einen Bildschirm aneignet, dann eignet man sich in der Mehrheit der Fälle einfach nur Fehler an. Diese zu korrigieren und Techniken umzulernen, die man einmal gelernt hat, kostet deutlich mehr Zeit, Geduld und Geld, als einfach von Beginn an in einen Lehrer und hands-on Unterricht zu investieren.
Wenn man die Basics beherrscht und weiß, welche Fesseltechnik man für was verwendet, in welchem Kontext was geht und was die wichtigsten medizinischen und sicherheitsrelevanten Hintergrundinformationen sind, dann kann man durchaus hingehen und sich mal Video-Tutorials ansehen. Diese sollten nicht vollständig das studieren mit einem Lehrer ersetzen, aber sie können eine gute Ergänzung, Erweiterung und Bereicherung des eigenen Wissensstandes sein.
Dann springt zwar immer noch niemand aus dem Monitor raus und korrigiert die Spannung, oder den Sitz deiner Seile, aber du kannst reflektiert und verantwortungsbewusst entscheiden WAS du WIE nachmachst aus dem Video-Tutorial. Das kannst du als Anfänger nicht.
Wenn du einen Workshop besucht hast und zu Hause nicht mehr weißt, wie die Technik geht, oder ob du den Knoten richtig gemacht hast, dann sollte dein Lehrer dir zur Verfügung stehen und für deine Rückfragen ansprechbar sein. Frag deinen Lehrer. Schicke diesem ein Bild deiner Fesselung und/oder deine Frage.
Es macht keinen Sinn nach einem Tutorial für diese Fesselung zu suchen, denn dein Lehrer wird die Fesselung unter Umständen auf eine andere (genauso richtige) Art machen, wie ein anderer Mensch in einem Tutorial.
Halbwissen mit Halbwissen zu kombinieren schrumpft das Wissen nur noch weiter. Also nimm dein Halbwissen, dass vom Workshop übrig geblieben ist und frag deinen Lehrer am besten persönlich um Rat.
Wenn Schüler bei uns im Unterricht waren, bekommen sie im Fall von Rückfragen auch Bilderstrecken, oder Video-Tutorials von uns zugeschickt, ABER nur zu Techniken, die sie zuvor live und persönlich mit uns studiert haben.
Wenn du im Workshop bist: Mach dir Notizen, Fotografiere oder filme deine Fesselungen und vor allem: Arbeite diese zeitnah (!) zu Hause nach. So behältst du am meisten von dem Gelehrten.